Lisbeth Exner / Herbert Kapfer
Verborgene Chronik 1914
Herausgegeben vom Deutschen Tagebucharchiv
Verlag Galiani Berlin
416 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag
Euro 24,99 (D) | sFr 34,70 | Euro 25,70 (A)
ISBN 978-3-86971-086-0
1914 von unten – Einblicke ins Alltags- und Gefühlsleben der Deutschen im Schicksalsjahr, wie es sie noch nie gab.
Fast hundert Jahre lang blieben sie in privaten Händen, unveröffentlicht, dann fanden sie den Weg ins Deutsche Tagebucharchiv. Jetzt sichteten Lisbeth Exner und Herbert Kapfer, unterstützt von den Mitarbeitern des Archivs, für diesen Band erstmals die dort lagernden ca. 240 Tagebücher aus der Zeit zwischen 1914 und 1918 und komponierten aus den dafür geeigneten die Verborgene Chronik, eine Art kollektives Tagebuch des Ersten Weltkriegs.
Die Verborgene Chronik 1914 erzählt – anhand privater Schicksale – von der komplizierten Vorgeschichte bis zur großen Euphorie bei Kriegsbeginn, von den frühen Siegen bis zur ersten Ernüchterung, als sich der Krieg im Westen in den Schützengräben um Somme und Marne und im Osten festfuhr.
Stimmen von der Front und aus der Etappe, aus den Schützengräben in Ost und West, von den Weltmeeren, aus dem Hinterland. Von einfachen Soldaten und Offizieren, von Daheimgebliebenen, Müttern, Geliebten und Kindern, Sanitätern, Feldpastoren, Arbeitern in Munitionsfabriken, Ehefrauen. Eine Collage subjektiver Stimmen, die in ihrer Gesamtheit ein Bild des Jahres 1914 malt, wie es noch nie zu sehen war.
Die Autoren
Lisbeth Exner, geboren in Wien, Studium der Germanistik, Promotion 1995. Publizistin, Autorin zahlreicher Radio-Essays und Features zu Literatur und Zeitgeschichte, u. a. über Christian Schad, Paul und Anna Ornstein, Wolfgang Koeppen, Erika Mann, Hermann Broch, Zenzl Mühsam, Annemarie Schwarzenbach, Emil Kraepelin, Thea Sternheim; Beiträge für wissenschaftliche Publikationen. Veröffentlichungen: Fasching als Logik. Über Salomo Friedlaender / Mynona (1996); Land meiner Mörder, Land meiner Sprache. Die Schriftstellerin Grete Weil (1998); Leopold von Sacher-Masoch (Rowohlt Monographie 2003); Elisabeth von Österreich (Rowohlt Monographie 2005). Gemeinsam mit Michael Farin herausgegebene Publikationen: Wanda von Sacher-Masoch: Lebensbeichte (2003); Carl Felix von Schlichtegroll: Sacher-Masoch (2003). Gemeinsam mit Herbert Kapfer herausgegebene Publikationen u. a.: Weltdada Huelsenbeck. Eine Biografie in Briefen und Bildern (1996); Pfemfert. Erinnerungen und Abrechnungen. Texte und Briefe (1999). Lebt in München.
Herbert Kapfer, geboren in Ingolstadt. Journalist, Autor, seit 1996 Leiter der Abteilung Hörspiel und Medienkunst im Bayerischen Rundfunk. Seit 2012 Redaktion und Koordination (mit Katarina Agathos, Susanne Heim) die-quellen-sprechen.de. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 – 1945. Eine dokumentarische Höredition (Bayerischer Rundfunk, Institut für Zeitgeschichte). Veröffentlichungen u. a.: Sammeltransport. Stücke (1982); Umsturz in München. Schriftsteller erzählen die Räterepublik (1988, mit Carl-Ludwig Reichert). Herausgegebene Publikationen u. a.: Richard Huelsenbeck, Hans Arp, George Grosz: Phantastische Gebete. Reprints der Ausgaben von 1916 und 1920 (1993); Vom Sendespiel zur Medienkunst (1999); intermedium 2 – Identitäten im 21. Jahrhundert (2002, mit Peter Weibel); Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften. Remix (2004, mit Katarina Agathos); what if? Zukunftsbilder der Informationsgesellschaft (2007, mit Stefan Iglhaut, Florian Rötzer); Eran Schaerf: fm-scenario – where palms stand (2012, mit Jörg Franzbecker); Richard Huelsenbeck: Dada-Logik 1913-1972 (2012). Lebt in München.
Pressestimmen
»Die Konzentration auf fünf Kriegsmonate genügt vollauf, um durch die privaten Notate ganz normaler Menschen ein Bild des Krieges entstehen zu lassen, das zwischen Alltag und Schützengraben, Propaganda und Verzweiflung oszilliert. (…) Eine unheimliche Lektüre, weil sie den Leser auf sehr direkte Weise zum Zeitgenossen des beginnenden Weltuntergangs macht.« FAZ
»Noch selten ist man so nah an die Groß- oder Urgroßelterngeneration herangekommen.« SRF
»Die minutiöse und eben gerade nicht sensationsheischende Schilderung des Alltags macht dieses Hörbuch zum Ereignis. (…) Durch die Verborgene Chronik wird die ganze Vielfalt damaligen Denkens offenbar – wir liegen sozusagen alle auf dem Horchposten und lauschen.« BR (über die Hörbuchausgabe)
»Es sind Chroniken ganz normaler Menschen, die den Krieg wie Millionen andere hautnah miterlebten, etwa die Ehefrau eines Offiziers, ein Militärarzt, eine Kriegswitwe, eine Krankenschwester oder eben ein Feldgeistlicher wie Eggebrecht. (…) Dabei gibt es einen auffallenden Unterschied zwischen den Menschen, die den Krieg direkt an der Front erleiden mussten und den anderen, die ihn nur aus der zensierten und heroisch aufpolierten Presse in der Heimat kannten. Wer bis dahin noch geträumt hatte, der erlebte an der Front garantiert ein böses Erwachen.« ORF
»Man liest Zeugnisse einer inneren Mobilmachung im Bewusstsein, an einem epochalen Ereignis teilzuhaben; dieses Bewußtsein war im Bürgertum verbreiteter war als in der Arbeiterschaft oder in der ländlichen Bevölkerung.« MDR Figaro
»Eine subjektive Collage des Krieges von der West- bis weit über die Ostfront hinaus, die den Leser in ihren Bann schlägt.« Berliner Zeitung
»Viele Ausstellungen haben uns den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren nahezubringen versucht, die Bücher mit den Analysen und Geschichtsdarstellungen dazu haben es bis in die Bestsellerlisten geschafft. Da denkt man schnell, es sei alles schon gesagt, gewusst. Aber diese Neuveröffentlichung aus dem Deutschen Tagebuch-Archiv in Emmendingen fügt der ganzen Weltkriegs-Welle noch eine vollkommen neue Note hinzu. (…) In der Vielzahl der Stimmen wächst die Authentizität des Gesamtbildes. Es zeugt nicht von der geschichtlichen Wirklichkeit, sondern von ihrer Wahrnehmung, samt all den Irrtümern und Fehleinschätzungen, die im Chor dieser Stimmen nicht widerlegt werden.« Westdeutsche Allgemeine Zeitung