Michail Chodorkowski, Meine Mitgefangenen

Aus dem Russischen von Vlada Phillip und Anselm Bühling
Verlag Galiani Berlin
ca. 120 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag
Euro 16,99 (D) / sFr 24,– / Euro 17,50 (A)
ISBN 978-3-86971-089-1

Innenansichten eines Unrechtssystems

Der soeben aus der Lagerhaft entlassen Michail Chodorkowski schreibt bewegende Portraits seiner Mitgefangenen – und entlarvt das verrottete System der russischen Justiz.

Nach über zehn Jahren Inhaftierung kennt Michail Chodorkowski, einst reichster Mann Russlands, das korrupte System der russischen Justiz von innen. In Meine Mitgefangenen porträtiert er Mithäftlinge, die er in den Straf lagern Sibiriens und Kareliens kennenlernte. Erniedrigte und Beleidigte, von einem korrupten System Weggeworfene und Verratene. Menschen, die aufgaben, und solche, die trotz allem ihre Würde bewahrten.

Da ist Nikolai, wegen Drogenbesitz verhaftet, aber durch einen inoffiziellen Deal genötigt, eine zweite Straftat auf sich zu nehmen. Doch sich dazu bekennen, einer alten Frau die Handtasche weggenommen zu haben, will er um keinen Preis: einer Oma das Letzte wegnehmen, das würde er nie tun. Nur durch einen Selbstmordversuch kann er sich dem Schuldbekenntnis entziehen. Da ist Arkadi, ein Spitzel, der Neuankömmlinge in der Haftanstalt aushorcht und dafür kleine Vorteile bekommt. Da ist Sergej, der Sonderstatus genießt, weil er mit der Gefängnisleitung kooperiert, da sind gekaufte Zeugen und solche, die sich im entscheidenden Moment doch zur Wahrheit bekennen.

Meine Mitgefangenen ist ein Buch über Menschen in extremen Situationen, über die Ruinen eines Systems, das Recht bringen sollte und ein Instrument der Macht geworden ist und ein Buch über Würde an einem Ort, an dem niemand sie vermutet.

chodorkowski__michail__c__tatyana_makeyeva2Vor 14 Jahren forderte Michail Chodorkowski Putin heraus, in der Folge lernte er das System der russischen Gefängnisse und Straflager von innen kennen. 2005 wurde er nach einem mehr als umstrittenen Prozess zu neun Jahren Haft verurteilt. Nach Berufungen, Hungerstreik, Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und einem zweiten Prozess stufte Amnesty International seinen Status als »gewaltloser politischer Gefangener« ein. Doch eine Waffe blieb ihm: das Wort. Im Dezember 2013 wurde Chodorkowski überraschend aus der Haft entlassen.

Pressestimmen

»Mit literarisch geglückten, lakonischne Miniaturen lenkt Chodorkowski die Aufmerksamkeit auf politische und gesellschaftliche Probleme, die sich in den Einzelschicksalen spiegeln.«
Deutschlandradio Kultur

»Wer die kurzen Erzählungen Chodorkowskis liest, bemerkt, wie nah seine Überlegungen der russischen Realität kommen.«
Frankfurter Rundschau/Berliner Zeitung

»Nach über zehn Jahren Inhaftierung kennt Michail Chodorkowski das korrupte System der russischen Justiz in all seinen Facetten. Unmittelbar nach seiner Freilassung kündigte er an, sich für andere Gefangene einzusetzen. In seinem Buch porträtiert er Mithäftlinge, die er in den Straflagern kennenlernte. Es sind Erniedrigte, Beleidigte und Verratene – Menschen, die aufgaben, und andere, die trotz widrigster Umstände ihre Würde bewahrten.«
ttt

»Deprimierende Porträts, die den trostlosen, rohen Alltag in russischen Gefängnissen schildern. Sie handeln von Gleichgültigkeit, Schmerz und Gewalt – aber auch vom Aufblitzen von Menschlichkeit und Würde.«
n-tv

»Die Texte sind gerade deswegen so toll, weil sie so ungelenk sind, so anmaßend, hochmütig, moralistisch, verzweifelt. Chodorkowski musste ja davon ausgehen, dass er das Gefängnis nie wieder verlassen würde. (…) Was sich in diesen Häftlingsporträts immer gut miterzählt: diese bodenlose Verwunderung, dass das hier alles wirklich passiert, das Erstaunen über die Absurdität der eigenen Situation, die den Blick schärft für die Absurdität der Situation der anderen. Der Wahnsinn der Wirklichkeit.«
Zeit Online

»Seine Geschichten zeigen die Hölle der Arbeitslager, die Willkür der Justiz, geben Einblick in die Brutalität des russischen Systems. Zugleich ist Meine Mitgefangenen eine Geschichte von Stärke, Stolz, Mut und Gegenwehr gegen ein System voller Unterdrückung und Menschenfeindlichkeit.«
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